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Chancen Mitteldeutschland als Logistik-Standort

Mitteldeutsche Wirtschaft November 04

Logistik ist heute einer der am schnellsten wachsenden dynamischsten Wirtschaftszweige weltweit. Das gilt auch für die Logistik-Branche in Deutschland. Mit einem Umsatz von mehr als 150 Mrd. Euro liegt sie nicht nur etwa 20 Prozent über dem der Chemieindustrie, sondern gehört mit über 2 Mill. Beschäftigten zu den größten Wirtschaftszweigen.

Die Kontraktlogistik wird sogar mit Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent pro Jahr veranschlagt.* Diese Entwicklung wird sich auch in Zukunft ungebremst fortsetzen, Logistik verkörpert wegen fortschreitender Globalisierung und weiterer Individualisierung der Kundenwünsche, zunehmender Konzentration der Unternehmen auf ihr Kerngeschäft und damit weiterer Verringerung der Fertigungstiefe, wachsendem Steuerbedarf durchgängiger Prozessketten und Netzwerke sowie hohem Investitionsbedarf für Infrastruktur und Logistik-Ausrüstung ein enormes Wachstumspotenzial.

Unter Logistik-Leistungen werden dabei selbstverständlich nicht nur der Transport von Gütern, sondern alle Aktivitäten zur Steuerung und kundengerechte Realisierung von Warenflüssen unter Einbeziehung u.a. von Kommissionierung und Verpackung, Lagerung und Bestandsführung, Qualitätskontrolle und Finanzierung, Altprodukt- Rückführung und Verpackungsentsorgung entlang der Wertschöpfungsketten verstanden.

Neue Lösungen im globalen Wettbewerb

Die EU-Osterweiterung die mit 470 Mill. Menschen zu einem der größten zusammenhängenden Wirtschaftsräumen der Welt führte, wird wegen starker Spezialisierung und ungleichmäßiger Entwicklung der Wirtschaftsregionen innerhalb der EU diesen Trend des wachsenden Logistikbedarf weiter verstärken.

In Zeiten globaler Beschaffungsstrategien und der Tendenz, Fertigungsstandorte in Ländern mit niedrigen Lohniveau anzusiedeln, sind vor allem bei Logistik-Dienstleistern neue Lösungen gefragt. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass Vertreter aus Politik und Wirtschaft wettbewerbsstarker Regionen und Unternehmen innerhalb der EU hieraus eigene attraktive Entwicklungschancen ableiten.

Mitteldeutschland als Logistik-Standort

Daraus stellt sich die Frage auch nach den Chancen Mitteldeutschlands bzw. Sachsen-Anhalts, sich als Logistik-Standort zu profilieren und welche Bedingungen zu schaffen wären, um eine solche Entwicklung voranzubringen. Das ist zumindest unter zwei Gesichtspunkten in Bezug auf die wirtschaftliche Situation in Sachsen-Anhalt überprüfenswert.

Einerseits ist aufgrund der Peronalkosten-Unterschiede in Deutschland und Osteuropa zumindest in absehbarer Zeit nicht mit einer verstärkten Ansiedlung produzierender Unternehmen zu rechnen. Andererseits gibt es dringenden Handlungsbedarf gegenüber einer großen Zahl kleiner Transportunternehmen, deren wirtschaftliche Situation sich durch auf regionale Märkte ausgerichteten Aktivitäten kaum verbessern dürfte.

Zu Effekten, die mit einer derartigen Profilierung Sachsen-Anhalts bzw. Mitteldeutschlands angestrebt werden sollten, gehören:

  • Stärkung des Wirtschaftsstandorts Sachen-Anhalt
  • Schaffung von Arbeitsplätzen auch im Niedriglohn-Bereich
  • Initiierung des weiteren Ausbaus der Infrastruktur und von Innovationen im Logistik-Bereich
  • Profilierung von Entwicklungsschwerpunkten in Forschung sowie Aus- und Weiterbildung
  • Sog zur Ansiedlung auch weiterer produzierender Unternehmen
  • Schaffen von Rahmen- und Existenzbedingungen für mittelständische Transport- und Logistik-Unternehmen

Zu den Stärken Sachsen-Anhalts als Logistik-Standort gehören zweifellos die ausgesprochen günstige geografische Lage und die Nähe zu den Zukunftsmärkten in Osteuropa, die bereits vorhandene Logistik-Cluster mit weiter ausbaufähiger Infrastruktur, hochwertige, preisgünstige Gewerbeflächen, ein bereits von großen Handelsketten und Logistik- Dienstleistern (Otto-Versand, Quelle, Neckermann, Rossmann, Deutsche Post u.a.) bzw. Unternehmen logistikintensiver Wirtschaftszweige (Automobil-Zulieferindustrie, Nahrungsgüter-Wirtschaft u.a.) bevorzugter Logistik-Standort, die Existenz eines entwicklungsfähigen Potenzials an Logistik- bzw. Transportunternehmen mit qualifizierten und motivierten Arbeitskräften und (noch) Höchst-Fördergebiet innerhalb der EU.

Ausbaufähige Logistik-Cluster

Als ausbaufähige Logistik-Cluster können beispielsweise angesehen werden:

  • Region Halle-Leipzig (internationale Bahntrassen mit modernen Terminals, Autobahnen A9, A14 und A38, Güterverkehrszentren, Flughafen Leipzig-Halle)
  • Region Magdeburg (Autobahnen A2 und A14, Güterverkehrszentren, modernes Wasserstraßenkreuz)
  • Burgenlandkreis (Güterverkehrszentren an derA9)

Um solche Chancen auch für Sachen-Anhalt zu nutzen, ist es vor allem notwendig, Wirtschaft und Politik stärker für die Logistik als Wachstumsbranche zu sensibilisieren, die tatsächlichen Chancen Sachsen-Anhalt als Logistik Standort und die dafür zu schaffenden Bedingungen zu analysieren (Erfassung von Warenströmen, Befragung großer Handels- und Logistik-Unternehmen, Anforderungen an die Infrastruktur und deren Realisierungsmöglichkeiten). Weiterhin ist es nötig, Aktivitäten zur Entwicklung von Logistik-Potenzialen, die es bereits in großer Zahl in Mitteldeutschland gibt, zu bündeln und die Wirtschaftsförderung auf die Logistik auszuweiten.

Entscheidend jedoch auch hier ist, auf der Grundlage einer tragfähigen Konzeption leistungsfähige Logistik-Unternehmen zur Ansiedlung zu gewinnen sowie die Entwicklung eines eigenen Mittelstandes auf dem gebiet der Logistik und Kooperationen und Netzwerke zu fördern.

Prof. Dr. Joachim Kund

Regionalgruppensprecher Sachsen-Anhalt der BVL Bundesvereinigung Logistik e.V. und Geschäftsführer der BBI Wirtschaftsberatung GmbH Halle

* vgl. Klaus: Top 100 der Logistik 2002, Studie der Universität Nürnberg-Erlangen

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